B-A-C-H

Drei Sonaten für Viola da gamba und obligates Cembalo BWV 1027-1029

Die drei Sonaten für Viola da gamba und obligates Cembalo BWV 1027-1029 stellen keine Werkeinheit dar, sie sind in keiner Quelle als Zyklus überliefert. Wenn sie tatsächlich zwischen 1717 und 1723 in Köthen entstanden sind, verdanken sie ihre Entstehung vermutlich Fürst Leopolds Gambenspiel. (Die Stimmen der einzigen im Autograph erhaltenen Sonate G-Dur BWV 1027 dürften allerdings, wie Schriftzüge und Wasserzeichen andeuten, aus den 1740er Jahren und somit aus Bachs letzter Schaffensperiode stammen.) Mir persönlich scheint die Entstehung in Köthen wahrscheinlich, jene zeitliche und künstlerische Nähe zu den Brandenburgischen Konzerten, dem ersten Wohltemperierten Klavier, den Werkzyklen für solistisches Streichinstrument und den anderen Sonaten für ein Melodieinstrument und obligates Cembalo. Wie einige seiner Zeitgenossen bearbeitete Bach eigene Triosonaten mit Basso continuo zu Werken für ein Soloinstrument mit obligatem Cembalo, indem er auf die Realisierung des Generalbasses weitestgehend verzichtete und eine Oberstimme der rechten Hand des Cembalisten anvertraute.

Bei der Sonate in G-Dur BWV 1027 lässt sich dieser Weg der Bearbeitung von der Urfassung für zwei Traversflöten und Basso continuo in feinsten Klangdetails nachvollziehen. Dass auch die beiden anderen Sonaten (sie liegen in Kopien aus der Hand des Christian Friedrich Penzel von 1753 vor) auf gerneralbass-begleitete Trios zurückgehen, oder zumindest dieses Stadium auf ihrem Weg vom Konzert zur „Gambensonate“ passiert haben dürften, hat Anlass zu wilden Spekulationen gegeben (Konzert für zwei Flöten, 3 Celli, „7. Brandenburgisches Konzert“, … ), worauf ich hier nicht näher eingehen möchte.

Viel interessanter ist eine Betrachtung dieser großen Werke im musikalischen Kontext ihres näheren Umfeldes – Johann Sebastian und Carl Philipp Emanuel Bach.

Die drei Sonaten BWV 1027-1029 sind in ihrer großen Unterschiedlichkeit vom Komponisten nie für diese Reihenfolge bestimmt gewesen, im Laufe der Zeit bürgerte sich diese als vom tonartlichen Standpunkt her sinnvoll ein.

Die Sonate G-Dur beginnt in 12/8 pastoral durch einen anfangs sehr langsam fortschreitenden harmonischen Ablauf. Die Harmonik verdichtet sich gegen Ende jedes architektonischen Teils zunehmend. Der Satz endet eigentlich vier Takte vor Schluss mit einer großen Kadenz in der Tonika, eine frei thematische Modulation auf chromatisch absteigendem Bass führt zum Halbschluss auf der Dominate D-Dur.

Der zweite Satz ist von Bach sehr präzise mit Artikulationszeichen versehen und spielt mit Thema und -umkehrung und sogar einer reichlich dissonierenden Engführung wenige Takte vor Schluss. Der dritte Satz ist der experimentellste, indem er weitgehend auf Melodie verzichtet und immer spannendere dissonierende Akkordzerlegungen aneinanderreiht. Das geht bis zum Extrem, als die Gambe nach der erwarteten Schlusskadenz im satzbeherrschenden e-Moll das mittlere e vier Takte lang als Bordunton aus einer fremden Welt durchhält. Interessant auch, dass Bach bei den schnellen Sätzen der Gambenfassung im Vergleich zur Flötenversion die verlangsamenden Präzisierungen Allegro ma non tanto bzw. Allegro moderato hinzufügt.

Lorenz_1

2_lorenz

Aufgrund der aktuellen Vorschriften sind für die Veranstaltungen Platzreservierungen unter kunst@kunsthausmuerz.at oder von Mo. – Fr. von 10.00 bis 15.00 Uhr unter +43 3852 56200 erforderlich. Alle Veranstaltungen erfolgen unter Einhaltung der jeweils aktuellen Sicherheitsvorschriften.

 

Infos & Tickets

Fr / 18.06.2021
19.30 Uhr
kunsthaus muerz

Ähnliches

Di / 25.03.2025