Löwenmaul und Irisschwert versammelt vergnüglich versponnene Geschichten zu einem Gang durch das Gartenjahr in Barbara Frischmuths Garten. Die Autorin hat sich nach zahlreichen Romanen vor allem einen Namen als Gartenkennerin und -literatin gemacht. 73 Photographien von Herbert Pirker zeigen die botanische Schönheit von Frischmuths Altausseer Privatgarten. Was aber hat ein Garten mit Literatur zu tun, was über das kalenderhaft Versponnene von treuherzigen Naturbeschreibern hinausgeht? Die alte Dualität einer natura naturata, einer geschaffenen Natur als Produkt, und einer natura naturans, einer schaffenden Naturkraft, blitzt bisweilen aus Frischmuths scheinbar harmlosen Gartengeschichten heraus. Der durch die unterschiedlichen Epochen und Kulturen feststellbare, je ganz unterschiedliche Wunsch, es als ein Anleger und Betreuer eines Gartens der Natur und der Schöpfung gleichzutun, zeigt wohl vor allem eines: Es kann zu eigentümlichem Reiz geraten, wenn sich eine gestalterische Idee an den Zwängen und Herrlichkeiten des zu gestaltenden Materials mißt, in der Blütenpracht des Gartens und der literarischen Rede. Und wenn umgekehrt das eigentlich zu gestaltende Material (die Pflanzen, die Wörter) nach eigenen Gesetzen der Autorin und Gärtnerin den (Blüten-)Stempel aufdrückt. Der frühe Leidens-Druck, den Sprachmustern z.B. der klösterlichen Ordnungswelt und den darin nistenden Verhaltensmaßregelungen ausgesetzt zu sein (Die Klosterschule, 1968), scheint im jüngeren Werk Barbara Frischmuths einem stoischen, genußvollen Arrangement mit der Außenwelt gewichen. Garten und Klosterschule haben eben nicht viel gemeinsam.