Das Regenbogenprogramm

[b]œnm, österreichisches ensemble für neue musik[/b] Irmgard Messin, Flöte Andreas Schablas, Klarinette Nora Skuta, Klavier Georges-Emmanuel Schneider, Violine Jutas Javorka, Viola Peter Sigl, Violoncello Arabella Hirner, Schlagzeug Georg Friedrich Haas (1953) tria ex uno für Flöte, Klarinette, Violoncello, Klavier und Schlagzeug (2002) Fausto Romitelli (1963-2004) Domeniche alla periferia dell ́impero Seconda Domenicho, Hommage à Gérard Grisey für 4 Instrumente (2000) Gérard Grisey (1946-1998) Vortex temporum für Klavier, Flöte, Klarinette, Violine, Viola und Violoncello (1994-96) [b]€19,- / € 9,-[/b] [b]Zu den Komponisten und Ihren Werken[/b] Gerard Grisey, 1946 im französischen Belfort geboren, gründete 1973 gemeinsam mit Tristan Murail, Michael Levinas, Roger Tessier und Hugues Dufourt in Paris 1973 die Groupe L ́itineraire. Das zentrale Anliegen der Mitglieder war die Entwicklung einer neuen musikalischen Sprache auf Basis der genauen Analyse des Klangs, seiner Gesetzmäßigkeiten und Struktur. Der Klang an sich wurde somit nicht nur Ergebnis eines kompositorischen Akts, sondern vielmehr zu seinem Ausgangspunkt, zu einem Lebewesen, dessen Eigenschaften den kompositorischen Prozess bestimmen. Die dafür notwendigen Geräte und Klangtechniker fanden sich am französischen IRCAM in Paris, mit ihrer Hilfe wurden die Töne ausgeleuchtet und ihre Ein- und Ausschwingprozesse, ihre Obertonspektren bis hinein in die Mikrotonalität untersucht. Prozesse und Entwicklungen auch einzelner Teiltöne, die oft nur Sekundenbruchteile dauerten, wurden festgehalten und bestimmten, in eine größere Dimension übertragen, den folgenden kompositorischen Prozess. Griseys \"Vortex temporum\" für Klavier, Flöte, Klarinette, Violine, Viola und Violoncello markiert einen Höhepunkt dieser Entwicklung. Das 35-minütige Werk besteht aus drei Teilen, von denen jeder einem anderen Komponisten zugeeignet ist, und die durch kurze Zwischenspiele miteinander verbunden sind. Der erste Satz ist Gérard Zinstag gewidmet, er beginnt mir sehr schnellen, arhythmischen Ostinati und endet mit einem ausladendem Klaviersolo. Der zweite Satz, Salvatore Sciarrino gewidmet, wird von einem unregelmäßig pulsierenden Klavierostinato getragen, das von Wellen verzerrter Klänge umspült wird. Der 3. Satz ist Helmut Lachenmann gewidmet, beginnt wieder mit den schnellen Sechzehntelbewegungen des ersten Satzes, entwickelt sich aber immer weiter, um nach vielen Wellen von Klangkaskaden verzerrter Harmonien in beruhigenden Atemzyklen zu enden. \"Im Zentrum meines Komponierens steht die Idee, einen Klang wie eine Materie zu empfinden, in die man hineintaucht, um deren physische und perzeptive Merkmale wie Gefüge, Stärke Porösität, Helligkeit, Dichte, und Elastizität zu schmieden. Daher: Skulptur des Klangs, instrumentale Synthese, Anamorphose, Transformation der spektralen Morphologie, konstanter Drift in Richtung untragbarer Dichten, Verzerrungen, Störungen, auch dank der Einbeziehung elektroakustischer Technologien. Und immer größere Bedeutung kommt den Klangfüllen nicht-akademischer Ableitung, dem nicht sauberen und heftigen Klang überwiegend metallischen Ursprungs einer bestimmten Rock- und Popmusik zu.\" Mit diesen Ausführungen beschreibt Fausto Romitelli, geboren 1963 im italienischen Goriza und letzter Schüler von Gerard Grisey treffend die Ziele der Spektralisten und erklärt auch in Folge, warum er Eindrücke seiner Umwelt, vor allem auch der sonst so verpönten Rock und Popmusik, in seine Kompositionen einbaut. \"Seit meiner Geburt werde ich überschüttet mit digitalen Bildern, synthetischen Klängen, Kunstprodukten. Artifiziell, verzerrt, gefiltert – so ist heute die menschliche Natur.\" \"Heute muss Musik gewalttätig und rätselhaft sein, da sie nur die Gewalt der Entfremdung und der Normierungsprozesse in unserer Umwelt ausdrücken kann.\" Das Ergebnis ist eine ganz spezifische Klangsprache, die gerade auch in seinen \"Domeniche alla periferia dell impero\" für Bassflöte, Bassklarinette, Violine und Violoncello greifbar wird. Romitelli lässt die Instrumente, erweitert durch pitch pipe, Mundharmonika und Kazoo zu einem einzigen Instrument verschmelzen und arbeitet mit obsessiver Wiederholung und Verfremdung einer kleinen, unscheinbaren, musikalischen Geste. Den ersten Teil schrieb er 1995/96, den zweiten 2000 als Hommage an seinen 1998 verstorbenen Lehrer Gerard Grisey. Georg Friedrich Haas, wurde in Graz geboren, wuchs jedoch in Vorarlberg auf, in einer Landschaft und Atmosphäre, die ihn nachhaltig geprägt hat. Er ist international bekannt als hochsensibler und phantasiereicher Erforscher der Innenwelt von Klängen. Mit ganz wenigen Ausnahmen schreibt er mikrotonale Stücke, deren magische Klangwelt den Hörer in Rausch versetzt. So auch in seinem Werk \"Tria ex uno\" für Flöte, Klarinette, Violine, Violoncello, Klavier und Schlagzeug, komponiert 2001 als Auftragswerk der Münchener Biennale. Das Stück bezieht sich auf einen Satz von Josquin Desprez (Agnus Dei aus der Missa L ́homme armé super voces musicales). In drei Schritten (Arrangement – kommentierende Instrumentation – frei assoziierende Neukompostion) stellt Haas Beziehungen seiner Musiksprache zu den Satztechniken Josquins her, indem er die ursprüngliche musikalische Konstruktion ständig in seine klangliche Interpretation miteinbezieht. Mathilde Hoursiangou [b]Zu den Ausführenden[/b] «Das \"œnm . oesterreichisches ensemble für neue musik\" wurde 1975 vom Komponisten Klaus Ager und dem Klarinettisten Ferenc Tornai gegründet. 1988 übergab Ager die Leitung an den Komponisten und Dirigenten Herbert Grassl, der die Arbeit erfolgreich fortsetzte und wichtige Grundlagen für die Zukunft schuf. Seit 1997 hat sich das \"œnm\" unter der Führung des ersten Gastdirigenten Johannes Kalitzke sowie des Geigers Frank Stadler und des Cellisten Peter Sigl als internationales Spitzenensemble für Neue Musik etablieren können. Mit dem Ziel, einen Überblick über die neuesten Tendenzen der nationalen und internationalen Musik zu geben und dem kompositorischen Schaffen der Region, ein Publikum zu finden, arbeitet das Ensemble mit jungen Komponisten zusammen. Bis jetzt wurden ca. 300 Werke uraufgeführt. Das \"œnm\" spielte unter anderem beim \"Aspekte-Festival\", beim \"Bologna Festival\", bei den \"Bregenzer Festspielen\", beim \"Festival Dialoge der Internationalen Stiftung Mozarteum\", bei den \"Dresdner Tagen der zeitgenössischen Musik\", beim \"Kunstfest Weimar\", bei der \"Münchener Biennale\", bei \"Milano Musica\", bei \"Traiettorie Parma\", bei \"Settembre Musica\", bei \"UltraSchall Berlin\", beim \"Warschauer Herbst\", im \"Theater an der Wien\" und bei \"Wien Modern\". In der Saison 2008/09 gestaltete das \"œnm\" einen eigenen Zyklus, der die \"Salzburger Saitenmusik\" aus \"zeitgenössischer Sicht\" betrachtete, und dazu Auftragswerke an fünf Komponisten vergeben hat. Diese neuen Werke integrieren die für die \"Salzburger Saitenmusik\" typischen Instrumente (Hackbrett, Zither, Gitarre, Volksharfe) in die \"klassische\" Ensemble-Besetzung, und entwickeln aus deren \"volkstümlichem\" Klangbild ein heutiges, zeitgemäßes. Der Zyklus 2010/11 stellt mit den \"fingerprints\" einzelne Musiker-Persönlichkeiten des Ensembles in den Mittelpunkt und bietet so ein besonders interessantes und abwechslungsreiches Programm. Erster Gastdirigent des \"œnm\" ist Johannes Kalitzke, des Weiteren dirigierten u. a. Tito Ceccherini, Titus Engel, Beat Furrer, Heinz Holliger, Toshio Hosokawa, Rupert Huber, Franck Ollu, Peter Rundel, Peter Ruzicka, Oswald Sallaberger und Arturo Tamayo. Im Rahmen der \"œnm . Akademien für zeitgenössische Musik an der Universität Mozarteum Salzburg\" engagiert sich das Ensemble für die Aus- und Weiterbildung junger KomponistInnen, DirigentInnen und InterpretInnen.» (http://de.wikipedia.org/wiki/Österreichisches_Ensemble_für_Neue_Musik)

Infos & Tickets

Mi / 19.06.2013
19.30 Uhr
kunsthaus muerz / anton webern saal

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