Künstler:innen: Anca Benera & Arnold Estefán, Nayari Castillo, Teresa Cos, Olia Fedorova, Alen Floričić, Meta Grgurevič, Anaïs Horn, Ryts Monet, Martin Osterider, Luiza Margan, Maria Legat, Lisl Ponger, Wendelin Pressl, Christina Helena Romirer, Small but dangers, Inge Vavra, Hannes Zebedin
Entropie ist ein Maß für die Veränderung einer Energieform. Laienhaft ausgedrückt geht die Veränderung immer so vor sich, dass die Dinge eher bestrebt sind auseinanderzufallen als zusammenzubleiben. In die Welt gesetzt wurde diese Erkenntnis vom österreichischen Physiker und Philosophen Ludwig Boltzmann (1844, Wien –1906, Duino). The Free Dictionary listet für Entropie eine Reihe von Definitionen, darunter jene, die wir in Zusammenhang mit der Ausstellung im kunsthaus muerz am relevantesten finden, wonach Entropie „ein Maß für die Unordnung oder Zufälligkeit in einem geschlossenen System“ ist.
Dem wollen wir einen Denkansatz des Philosophen und Schriftstellers Édouard Glissant (1928, Martinique – 2011, Paris) beiseite stellen, der die Figur des archipelischen Denkens geprägt hat: „Eine neue Art des Denkens, ein intuitiveres, anfälligeres, bedrohteres, das dafür aber eingestimmt ist auf die Chaos-Welt und ihre Unvorhersehbarkeit, wird vielleicht gestützt von den Erkenntnissen der Geistes- und Sozialwissenschaften, es verweist aber auch auf eine Vision des Poetischen und Imaginären auf der Welt.“
Bei der Konzeption der Ausstellung haben wir uns von einem spezifischen künstlerischen Werk leiten lassen. Es handelt sich um die Zweikanal-Video- und Soundinstallation „The Measure of Disorder“ der aus Latisana in Friaul-Julisch Venetien gebürtigen Künstlerin Teresa Cos. Darin zeichnet sie ein weit ausragendes Raum-Zeit-Gefüge auf den Spuren der letzte (Zug-)Reise von Ludwig Boltzmann, die dieser 1906 von Wien nach Duino bei Triest unternommen hat. Ausgehend von dieser Fahrt durch die Alpen, die auch über den Semmering und an Mürzzuschlag vorbei führte, entspinnt sich unter den Arbeiten der eingeladenen Künstler:innen ein assoziatives Netz mit mannigfaltigen Bezügen und Relationen. Private und kollektive Erinnerungen über Länder, Grenzen, Ozeane und Zeitlinien hinweg bieten Erzählungen aus einer vergangenen und gegenwärtigen Welt. Wobei die Richtung der Lesart nicht festgelegt wird. Vorwärts ist gleichwertig wie rückwärts, synchron ebenso wie diachron, die Wahrnehmung von Zeit steht zur Disposition und ihr mögliches Auseinanderdriften entlang der Zeitläufe und Brüche erlebter Geschichte.
Margarethe Makovec & Anton Lederer
Abbildung: Teresa Cos, The Measure of Disorder, 2018
Öffnungszeiten: Donnerstag bis Samstag: 10 – 18 Uhr, Sonntag: 10 – 16 Uhr
Dauer der Ausstellung: 02.12.2023 – 18.02.2024
Meta Grgurevic, Dancing Dress
Kinetische Skulptur, Kleidung, Messing u.a. Metalle, Elektromotor, Elektronik, Sound, 2016-2019
Anais Horn, Longing Ghosts in Deep Blue Paranoia
Installation mit: Fotodruck auf Duchesse-Satin mit Karniese, 2 gerahmte Fotos auf Spiegel,
Videoprojektion/Sound 13 Min. auf Chiffon, historischer Fauteuil, Raumduft, Ventilator, 2021-2023