Ende des 15. Jahrhunderts war das vom Ritterorden der Johanniter gehaltene Rhodos nach dem Fall von Konstantinopel eines der letzten christlichen Bollwerke, das sich den Expansionsbestrebungen des Osmanischen Reiches entgegen stemmte. Im Jahre 1480 belagerten die Türken vergeblich die zur stärksten Festung des Abendlandes ausgebaute Inselhauptstadt. Bereits wenige Wochen nach dem Rückzug der osmanischen Armee vollendete der Vizekanzler des Ordens, Guillaume Caoursin, einen ausführlichen Bericht über den Kampf um Rhodos. Er eiferte mit seinen \"Commentarii\" einem großen Vorbild nach: Gaius Iulius Caesar. Caoursins Schilderung sollte die Heldenhaftigkeit der Johanniter herausstreichen und das christliche Abendland dazu motivieren, die Ordensritter mit Geld und Truppen bei ihrem Abwehrkampf zu unterstützen. Drei Jahre nach der Belagerung entstand in Paris eine herrlich ausgeschmückte Handschrift dieses Werkes. Dabei hatten die Buchmaler Skizzen zur Verfügung, die es ihnen ermöglichten, die Topographie der Stadt erstaunlich genau wiederzugeben. Wenige Ereignisse dieser Zeit sind so gut durch Bild und Text dokumentiert wie die Belagerung von Rhodos im Jahre 1480. Anhand der einundfünfzig Miniaturen der in der Pariser Nationalbibliothek aufbewahrten Handschrift lat. 6067 und der detaillierten Schilderung des Guillaume Caoursin, eines Zeitzeugen, der in alle wichtigen politischen Entscheidungen des Ritterordens eingebunden war, lassen sich die dramatischen Ereignisse des Sommers 1480 anschaulich nacherzählen. [b]freier Eintritt [/b]