»Ensemble Oni Wytars« cantar d\‘ amore Mediterrane Musik aus 5 Jahrhunderten

Gabriella Aiello, Gesang, Tamburello Peter Rabanser, Gesang, Chalumeau, Barockgitarre, Dudelsack Riccardo Delfino, Harfe, Gesang Marco Ambrosini, Schlüsselfidel, Violino d‘amore, Maultrommel Michael Posch, Blockflöten, Katharina Dustmann, Perkussion Seit Menschen sich verlieben, werden Lieder oder Poesien geschrieben, die an das Herz der des Geliebten gerichtet sind. Das ist seit Jahrtausenden so und wird sich hoffentlich nie ändern. Die Autoren dieser Liebeslieder -und gedichte waren in der Vergangenheit Könige, Troubadoure und Troubadourinnen, fahrende Sänger, Hofkapellmeister, verarmte Dichter und zahllose andere, von denen uns leider keine Spur erhalten blieb. Sie alle haben uns einen unerschöpflichen Reichtum an Dichtung und Musik hinterlassen, dessen früheste Spuren wir im Mittelalter finden. Zu Beginn der Renaissance, um 1500, als man begann, Musik zu drucken und Notenblätter auf den Strassen und Gassen der europäischen Städte zu verkaufen, entwickelte sich ein unvorstellbarer Hunger der Menschen nach Musik, die sie selbst zuhause oder in sogenannten \"musikalischen Zirkeln\", von denen es um 1600 allein in Neapel über 100 gab, vortragen konnten. Dieser Hunger wurde von zahlreichen Komponisten wie Giovanni Leonardo Dell\’Arpa, Juan del Encina, Hieronymus Kapsberger, Sbruffapappa, Giovanni Domenico Da Nola und vielen anderen gestillt, die in großen Mengen Lieder schrieben, die relativ einfach und eingängig waren und die vor allen Dingen von einem sprachen: der Liebe. So entstanden also, hauptsächlich in Italien, Spanien und Frankreich, Liederbücher \"für jedermann\", oder zumindest für die, die jener Gesellschaftsschicht angehörten, die es sich leisten konnte, sich mit \"Lautenspiel\" die Zeit zu vertreiben. Diese Sammlungen enthielten u.a. Frottole (it. = Albernheiten), Canzonen, Ballate, Barzellette (it. = Witze), Villanellen (it. = Bauernlied) und Madrigale, die allesamt in ausgiebigster Manier von der Liebe und den dazugehörigen Freuden und Leiden erzählen. 1537 druckte der in Venedig ansässige deutsche Buchdrucker \"Joannes de Colonia\" die erste jemals gedruckte Sammlung von Villanellen. Sie enthält 15 sogenannte \"canzone villanesche\" (=ländliche Lieder) verschiedener Autoren, die sich über lange Zeit großer Beliebtheit erfreuten. Während der Renaissance bestand die Kunst eines Interpreten solcher Liebeslieder darin, sie mit einer solchen Überzeugung, Leichtigkeit, Kunstfertigkeit und zugleich ergreifender Einfachheit vorzutragen, daß sie praktisch zu seinem \"Eigentum\" wurden. In einer Zeit, in der die Mehrstimmigkeit immer mehr an Bedeutung gewann, galt dieser Stil als die perfekte Wiedergeburt der antiken klassischen Dichtung, bei deren Aufführung es wichtiger war, die oftmals dramatischen Inhalte zu interpretieren, als sich in kunstvollen Umspielungen zu verlieren. Diese Art zu singen war freilich bereits vor der Renaissance in der mündlich überlieferten Tradition des Mittelmeerraumes verbreitet und ist es noch heute. Athanasius Kircher (1602-1680), ein deutscher Jesuit und Universalgelehrter, der am Collegium Romanum in Rom lehrte und forschte, dokumentiert in seinem Werk \"Magnes sive de arte magnetica opus tripartitum\" (Rom 1641) erstmals das Phänomen des \"Tarantismo\", eines Rituals, bei dem der rasende Rhythmus der \"Tarantella\", das Gift der Spinne aus dem Körper ihres Opfers treiben soll. In der heutigen traditionellen Musik der europäischen Mittelmeerländer muss man nicht lange nach den Spuren, die diese Lieder hinterlassen haben, suchen. Der melismatische Gesang, die rhythmischen und harmonischen Modelle, ja sogar einige Musikinstrumente sind praktisch seit dem 16. Jahrhundert ununterbrochen in Gebrauch und fester Bestandteil der Volksmusik. Das Ensemble Oni Wytars macht sich, gemeinsam mit der römischen Sängerin Gabriella Aiello in diesem neuen Projekt diese zeitlose Poesie \"zu eigen\" und interpretiert sie – wie gewohnt, auf seine ganz eigene Weise. Text: Lorenz Duftschmid [b]Kartenpreise und Abos: Einzelkarten: Euro 30.- / 20.-, Einzelabo: Euro 95.- / 65.-, Partnerabo: 165.-[/b]

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Fr / 22.04.2016
19.30 Uhr
kunsthaus muerz / webern saal