Friedrich Achleitner: Einschlafgeschichten

Friedrich Achleitner, geb. 1930, hat der Literatur nach 1945 einen entscheidenden Beitrag hinzugefügt. Seine Texte aus der Zeit der legendären Wiener Gruppe, aber auch seine mit dem Quadratroman (1973) eindrucksvoll zu Ende geführten konkreten Texte zählen zum Kernbestand einer Literatur, die sich mit ihrer eigenen Materialität und Medialität auseinandersetzt. Zusätzlich zu seiner jahrzehntelangen architekturtheoretischen und -kritischen Arbeit, die ihm eine Sonderstellung innerhalb der schriftlichen Auseinandersetzung mit Gebautem verleiht, hat Achleitner sein originär dichterisches Werk in den letzten Jahren wieder aufgenommen und fortgesetzt. Mit den einschlafgeschichten liegen komprimierte Prosaminiaturen vor, die traumwandlerische Leichtigkeit mit vertracktem Scharfsinn verbinden. Damit greifen diese Kurzgeschichten das unaufdringliche Nachdenken über die Bedingungen von Sprache und Literatur wieder auf, das schon die frühen konkreten Texte prägte. Die hellwachen einschlafgeschichten führen darüber hinaus vor, in welche Unmöglichkeiten und Bredouillen man gerät, wenn man das Gesprochene und Geschriebene so ernst und wörtlich nimmt, wie es sonst nur die historischen Größen des Cabarets (etwa Karl Valentin, Peter Hammerschlag, Armin Berg) taten. Der verdichtete Witz dieser nur scheinbar harmlosen Geschichten läßt das realistisch Beschriebene ins Irreale umschlagen, wodurch die von ihnen ausgehende existentielle Bedrohung und Verunsicherung deutlich wird.

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Do / 13.03.2003