GERALD ZUGMANN

Korrespondenzen. Die Photographie des Gerald Zugmann

Zur Ausstellung spricht Hubertus v. Amelunxen

In der Betrachtung der Photographien von Gerald Zugmann scheint es, als gingen wir an Häuserzeilen und Architekturen vorüber, durch Wälder und Landschaften hindurch, immer wieder angehalten von Interieurs, Modellen, Skulpturen und Masken, Gesichtern, denen wir auf dem Weg begegnen; im Blick fügt alles sich einem gegangenen Leben an, wahrhaftig ist Gerald Zugmann, mit Walter Benjamin gesprochen, jener, der auf dem Asphalt botanisieren geht. In der Zeit von über vierzig Jahren und durch die Räume, Städte und Landschaften hat Gerald Zugmann seine Kamera ins Licht des Gebauten und Gemachten gestellt oder ganz demiurgisch Dinge selber ins Licht gesetzt.

Gerald Zugmann ist Architekturphotograph, er hat ein Leben lang Bauwerke photographiert, die vieler Architekten, von Coop Himmel b(l)au über drei Jahrzehnte, aber auch vieler anderer aus Österreich, Italien und Amerika. Ein Flaneur ist er nicht, wenn er zu photographieren beauftragt wird, hier ist das Interesse vorherbestimmt, soll einem schon geäußerten Wunsch entsprechen. Aber als Eindrücke eines Flaneurs sind sie gleichwohl alle zu zeigen, fern jedweder Zweckmäßigkeit und Beauftragung, der Physiognomie des Flaneurs entsprechend, werden sie zum Weg, zu Passagen zusammengefügt, durch die auch wir nun gehen können, zu Korrespondenzen, die Ungesehenes in den Zwischenräumen schaffen.

Seine photographischen Arbeiten zur Architektur, seine lichten Durchlässe, weite Horizonte und dunkel opak gebaute Gegenüber, geben ebenso einen Rhythmus seines Bildergangs vor wie die kalifornischen oder irischen Landschaften, die Masken, die wie ein memento mori wirken oder die konstruierten Naturen welker Blüte. Berühmte Architekturen und namenlose Natur, Länder und Orte, Gerald Zugmann ist mit dem Apparat suchend zugegen, als tastete er sehsüchtig mit dem Spazierstock die Möglichkeiten des Gegenüber für die eigene Ordnung der Welt in Licht und Dunkel ab – jenseits der bereits verordneten Masse architektonischer Fülle. Der Flaneur ist ein Mensch der Schaulust, einen mit Bewusstsein begabtes Kaleidoskop nannte ihn Charles Baudelaire.

Das Werk lädt ein, Gerald Zugmann auf seinen Gängen zu folgen, die Augen über die Bilder rollen zu lassen, dass Zeiten und Räume in ihren Diskrepanzen und Korrespondenzen für Augenblicke zueinander, Entferntes in die Nähe der Zwischenräume, geraten.

Kuratiert von Hubertus v. Amelunxen

Gerald Zugmann wurde an der Graphischen Bundeslehr- und Versuchsanstalt Wien zum Fotografen ausgebildet und arbeitet seit 1978 als freischaffender Fotograf mit Schwerpunkt Architekturfotografie. Er hat mit vielen anerkannten Architekten zusammengearbeitet und auch Fotoserien über Carlo Scarpa, R.M. Schindler, Louis I. Kahn und viele mehr erstellt.Von 1998 bis 2001 arbeitete er an dem Projekt „Crossing California“ über die Architektur und Landschaft Kaliforniens. 2008 begann er mit der Arbeit an dem Projekt „A Garden in West Cork, Irland“. Seit 1995 beschäftigt er sich mit „Pflanzenarchitektur“ und „künstlichen Landschaften“, die mittlerweile den Schwerpunkt seiner Arbeit bilden. Er fotografiert analog und arbeitet ausschließlich mit Großformatkameras. Die Arbeit in der Dunkelkammer ist ein wichtiger Teil seiner fotografischen Arbeit. Von 1996 bis 2017 unterrichtete er Architekturfotografie am Institut für künstlerische Gestaltung der Technischen Universität Wien. Seine fotografischen Arbeiten waren in zahlreichen Ausstellungen zu sehen und befinden sich in privaten und öffentlichen Sammlungen in Europa und den Vereinigten Staaten.

Hubertus v. Amelunxen (*1958) ist Autor und Kurator, Mitglied der Akademie der Künste, Berlin, Direktor des Archivio Conz in Berlin. www.adk.de/de/akademie/mitglieder/?we_objectID=54939

Öffnungszeiten: Donnerstag bis Samstag: 10 – 18 Uhr, Sonntag: 10 – 16 Uhr
Dauer der Ausstellung: 01.03.2025 –  19.04.2025 

Infos & Tickets

Sa / 01.03.2025
17.00 Uhr
kunsthaus muerz