Die aus Mürzzuschlag gebürtige Gerhild Steinbuch zählt zu den bemerkenswertesten Stimmen der jüngeren Autorinnengeneration. Ihr Stück kopftot wurde vor kurzem von der renommierten Schaubühne Berlin bei einem Stückewettbewerb ausgezeichnet, seitdem hat ihr Werk vielbeachtete szenische Lesungen und Realisierungen ebenso erfahren, wie ihre Prosatexte von der Autorin mit Erfolg vorgetragen werden. Steinbuchs dramatische Texte und ihre Prosa umkreisen vor allem die drängenden Fragen der (adoleszenten und weiblichen) menschlichen Existenz, der In-die-Welt-Geworfenheit und Einsamkeit, die ein Text-Ich durchlebt und in poetischer Selbstvergewisserung modelliert. Fern von Weh- und Mitleidigkeit entfaltet Steinbuch die Befindlichkeiten ihrer beengten Textfiguren in literarischen Schriftspuren der Wider- und Gegensätzlichkeit. Felicitas Hoppe gelingt in ihren Romanen und Prosatexten der Umschlag von als real vorstellbaren erzählten Lebensläufen ins Wunderbare der Fiktionen. Ihr Werk läßt den Mechanismus, der hinter der Fabrikation solcher Fiktionen steckt, auf unausweichliche Weise augenfällig werden. In ihrem jüngsten Buch Verbrecher und Versager nimmt sich Hoppe fünf historische Figuren vor – fünf Fälle von seltener Hoffnungslosigkeit. Sie folgt den krummen Lebenslinien von Gaunern, Aufschneidern, Maulhelden und Pechvögeln, die eines vereint: Um sich weitestmöglich vom Ort des eigenen Versagens zu entfernen, trieb es sie hinaus aufs Meer. Selbst in der Kunst des Reisens in die Ferne erfahren (Hoppe unternahm 1999 eine mehrmonatige Schiffsreise auf einem Containerschiff) läßt Hoppe ihre Protagonisten den literarisch denkbaren Neubeginn einer Existenz abseits der logozentrischen Zwänge abendländischer Wirklichkeit durchlaufen. Ihre Figuren haben so weniger etwas von der Romantik der Sozialaussteiger der 1980er Jahre, sondern sind vielmehr vom poetischen Wunderbaren beseelte „ewige Wiedergänger“ von Don Quijote und Sancho Pansa.