Gundi Feyrer, Gerhard Rühm

Gerhard Rühm hat der Kunst (in einem weiteren Sinne) in allen drei Bereichen (in einem engeren Sinne) bedeutsame, die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts prägende Werke hinzugefügt: als bildender Künstler, als Komponist und als Dichter hat Rühm gezeigt, wie sich die künstlerische Anverwandlung von Welt in sinnlich erfahrbare Kunstwerke umsetzen läßt. Längst zählen Rühms Zeichnungen und Collagen zum Kernbestand aller graphischen Künste, seine Kompositionen haben dort angesetzt und eigenständig weitergeführt, wo z.B. sein Lehrer Josef Matthias Hauer für die Zwölf-Ton-Musik wichtige Schritte markiert hat, und Rühms Beitrag zur Geschichte der Dichtung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sein sprachkünstlerisches Oeuvre umfaßt Gedichte (im üblichen Verständnis dieses Begriffs), visuelle Poesie und auditive Poesie. Aus dieser dreifachen Summe der Dichtung, die in den ersten drei Bänden der zehnbändigen Werkausgabe (erscheint im Parthas Verlag, Berlin, 2005ff.) gesammelt ist, wird Gerhard Rühm im kunsthaus muerz vortragen. Gundi Feyrer hat ebenso in den Bereichen der bildenden Kunst und der Literatur, auch nach einem Studium bei Gerhard Rühm in den 1980er Jahren, eigenständige Wege beschritten. Ihre Texte, die formale Reflektiertheit prallen lassen auf das nicht minder pralle Sujet persönlichen Erlebens, zeichnen eine Gegenwelt des poetischen Spürsinns. Journale, Kurzprosastücke und poetische Essays stellen sich nicht nur den innerästhetisch motivierten Fragen nach der Gestalt ästhetischer Äußerung, sondern führen vor, wie aus der ästhetisch grundierten Gestimmtheit sich Weltphänomene in einem neuen, anderen Licht wahrnehmen lassen. Eine flüchtige, relativierende Leichtigkeit durchzieht Feyrers Literatur, so z.B. auch den Band Die Fremde (Ritter Verlag 2002). Nach Hans-Jost Frey sind Feyrers Texte geprägt von einer Versinnlichung der verborgenen Kraftlinien zwischen den Dingen und machen Freiheit als elementare Möglichkeit nachvollziehbar.

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Mo / 04.04.2005