’Die Natur ist jetzt hoch im Kurs… der Wald ist jetzt höchste Mode, die Gebirgsbäche sind jetzt höchste Mode..’ sagt der Musikkritiker Reger in Thomas Bernhards Roman ’Alte Meister’. Das Bundesland Steiermark besitzt die größte Waldfläche Österreichs. Die Gemeinde Mürzzuschlag liegt gewissermaßen mitten im Hochwald, der lokale Tourismusverband nennt sich – in Anspielung auf den Krieglacher Dichter und Schneider Peter Rosegger- ’Waldheimat Mürztal’, und bis hin zu Mariazeller Land und Hochschwab beherrschen die Wälder die romantische Gemütslage der gebirgigen Region. Das Jahresmuseum 2005 im kunsthaus muerz ist deshalb dem Wald gewidmet: als nichtvisuelle Referenzen seien der Ausstellung ’In den Wäldern’ zwei Werke der Literatur vorangestellt: Henry David Thoreau’s ’Walden oder Leben in den Wäldern’, die 1854 erschienene Anleitung für praktizierte Verweigerung, und Elfriede Jelineks Natur-Entmystifizierungsroman ’Oh Wildnis, oh Schutz vor ihr’ von 1985. Im freundlichen, steirischen Berg und Tal begibt sich die Ausstellung auf Streifzüge durchs künstlerische Unterholz. Zwischen den konzeptuellen Arbeiten aus den 1970er Jahren und jenen aus der unmittelbaren Gegenwart ensteht ein spannendes Verweissystem, ein Netz von Bezugnahmen innerhalb eines Themas, das einmal ungewöhnlich und überraschend, dann subtil, dann krass, jedenfalls aber immer irritierend aufgemischt wird. Der Wald als künstlerisches Handlungsfeld und als Fitnesslandschaft, als Bedrohung und beängstigende Wildnis- Falle, als Versteck für zwielichte Zeitgenossen und Zufluchtsort der Rückzugsfanatiker, als Spaziergängeridylle, und als Grenze politischer Territorien. Der Wald als Wirtschaftsfaktor und Terrain der Naturprofiteure, aber auch als triumphales Ökosystem, das sich Gebiete zurückerobert. Der Wald als narrative Grundlage für Spannungsaufbau und Thrill, als Bühne der Verstrickungen, als Ort, wo die Grenzen zwischen Raum, Phantasie und Wirklichkeit verwischen. Der Wald als Metapher und Klischee, aber auch als eine konkrete Landschaft. Eine Landschaft allerdings, die zu allererst Kultur ist, und damit vielmehr ist, als Natur: denn Landschaften werden aus menschlichen Vorstellungen konstruiert, aus Projektionen auf einen bestimmten Ort. (Brigitte Huck) Die Ausstellung bleibt bis Sonntag, 4. September 2005 geöffnet Donnerstag bis Samstag: 10.00 – 18.00 Uhr, Sonntag: 10.00 – 16.00 Uhr COSIMA VON BONIN MARK DION VALIE EXPORT WERNER FEIERSINGER FISCHLI/WEISS KARIN FRANK THOMAS FREILER HEIRI HAEFLIGER HERWIG KEMPINGER JOACHIM KOESTER ALOIS MOSBACHER MUNTEAN/ROSENBLUM CHRISTIAN PHILIPP MÜLLER WERNER REITERER FRENZI RIGLING GERHARD RÜHM CONSTANZE RUHM MARKUS SCHINWALD ROMAN SIGNER CLEMENS VON WEDEMEYER LOIS WEINBERGER