Johannes Silberschneider liest Herzmanovsky-Orlando

Der aus Film und Fernsehen bekannte steirische Schauspieler Johannes Silberschneider hat für seine Lesung das Theaterstück "Baby Wallenstein oder Prinz Hamlet der Osterhase oder Selawie" gewählt. Schon der Titel "Sellawie" – unschwer als die angeböhmelte Transkription von "C´est la vie" erkennbar – bekundet das doppelte Vorhaben des Stücks: er weist sowohl auf die gesellschaftliche Atmosphäre hin, in der es spielt, als auch darauf, daß es des Lebens ganze Fülle umfassen will. Mit "Leben" ist allerdings nicht das Alltagsleben gemeint, sondern eben jenes, dem der Ausruf "C´est la vie!" zu gelten pflegt. Denn wo immer die Feststellung "So ist das Leben" gemacht wird, darf man sicher sein, daß es keineswegs "so" ist, daß man bestenfalls einen pathetischen oder sentimentalen Reflex von sich gibt. In solchen Fällen sagt man also: "C´est la vie". Oder, wenn man den feinsten Kreisen Böhmens und Mährens angehört: "Sellawie". Auf zwei Äußerungsformen des Lebens trifft diese Definition in höchstem Maße zu: auf die Geschichte und auf das Theater. (aus: Fritz von Herzmanovsky-Orlando: Lustspiele und Ballette. Gesammelte Werke. Dritter Band) Fritz von Herzmanovsky-Orlando(1877-1954) war gebürtiger Wiener, der im In- und Ausland als Architekt tätig war. Zu Lebzeiten veröffentlichte er nur einen einzigen größeren Text, den Roman "Der Gaulschreck im Rosennetz", eine skurrile Erzählung, die im Wien des Vormärz spielt. Sein gesamtes weiteres literarisches Werk wurde erst als Nachlass veröffentlicht. Herzmanovsky wird als "letztes Genie barocken österreichischen Humors" bezeichnet, ihn zeichnet eine unbändige Lust am Fabulieren ebenso aus wie ein spielerischer Umgang mit der Sprache. Dem alten Österreich, vom Barock bis zum Ausklang in der Epoche Franz Josephs, galt Herzmanovskys Zuneigung, was ihn allerdings nicht hinderte, seine Geschichten mit vertrottelten Aristokraten, Snobs und Spießern zu bevölkern. [b]6€ | 4€[/b] für Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren ist der Eintritt frei

Infos & Tickets

Do / 21.10.2010
19.00 Uhr
kunsthaus muerz / clix