Karl Lohner Wettrüsten mit den Bakterien – keine Chance den Resistenzen

Antibiotika sollen lebensbedrohliche bakterielle Infektionskrankheiten wie Lungenentzündung oder Blutvergiftung bekämpfen, werden aber viel zu häufig bei einfachen Infekten verabreicht, die noch dazu oft von Viren verursacht werden. Die falsche Gabe und auch falsche Handhabung durch die Patienten ist nur eine Ursache, dass Antibiotika zunehmend ihre Wirksamkeit verlieren. Antibiotika haben mehrere Angriffsmöglichkeiten um Bakterien am Wachstum zu hindern oder abzutöten. So hemmen sie bestimmte Stoffwechselprozesse, unterbinden den Zellwandaufbau oder greifen das Erbgut an. Für all diese Prozesse docken Antibiotika an ganz bestimmte Moleküle (Rezeptoren) an, so wie ein Schlüssel in ein Schloss passt. Doch bis die Antibiotika-Therapie wirksam wird, vermehren sich die Mikroorganismen sehr rasch. Dabei kann es durch zufällige aber auch gesteuerte Veränderungen dazu kommen, dass die Bakterien sozusagen das Schloss austauschen und der Schlüssel, also das Antibiotikum unwirksam wird (Resistenz), weil es dann keine Stelle, keinen Rezeptor zum Andocken findet. Die Weltgesundheitsorganisation warnt daher vermehrt vor dem weltweiten drastischen Anstieg von Antibiotika-resistenten Bakterienstämmen und fordert als Maßnahme gegen solche schwer zu bekämpfenden Keime eine korrekte Anwendung von Antibiotika, aber auch die Entwicklung bakterienhemmender Substanzen, die auf neuen Wirkmechanismen beruhen. Dieser Aufgabe widmet sich eine internationale Forschungsinitiative unter der Leitung von Karl Lohner. In einer mehrjährigen und mehreren Millionen Euro teuren Studie wurden kleine Eiweißkörper (Peptide) aus einem Protein der Muttermilch entwickelt, die im Gegensatz zu den herkömmlichen Antibiotika an keine Rezeptoren andocken müssen. Diese Peptid-Wirkstoffe zerstören hingegen innerhalb weniger Minuten physikalisch die Zellmembran, schlagen sozusagen Löcher in diese Hülle, die die Bakterienzelle schützend umgibt. Den Bakterien bleibt daher kaum eine Chance, sich zu vermehren und irgendwelche Abwehrmaßnahmen zu treffen. Beim Abtöten von Bakterien unabhängig von der Art des Antibiotikums kann es auch zu gefährlichen Reaktionen des Körpers kommen, da Giftstoffe frei gesetzt werden. Diese toxischen Zellbestandteile können vor allem bei geschwächten Patienten bis zum septischen Schock führen, der nicht effektiv behandelt werden kann. Das spiegelt sich in einer hohen Letalitätsrate (30-50%) wider. Allein in den USA sterben jährlich etwa 200.000 Menschen daran. Die von Lohner´s Team entwickelten Peptide haben nun auch die Eigenschaft, dass sie diese Giftstoffe fest an sich binden und dadurch unschädlich machen. Diese völlig neuartigen Substanzen wurden erfolgreich an Mäusen getestet und heben sich durch die Kombination antibakterieller und antiseptischer Wirkung von derzeitigen Entwicklungen ab. Die Forschergruppe hat daher ein internationales Patent zur Anmeldung gebracht, das im spin-off Projekt pba3 der Österreichischen Akademie der Wissenschaften durch Karl Lohner zu neuartigen Antibiotika und Antiseptika führen soll. Allerdings \"Letztlich gewinnen fast immer die Mikroorganismen\", zitiert Lohner einen US-Kollegen. Der neue Therapie-Ansatz soll das ändern und dabei auch den schwachen Patienten in diesem Kampf unterstützen. Er selbst wird von Kirsten Tangemann und Peter Hecht, erfahrenen Geschäftsführern, unterstützt und so konnte das Team auch bereits erste Finanzierungen seitens der Austria Wirtschaftsservice GmbH und des Science Park Graz für die Entwicklung dieser neuen Wirkstoffe erzielen. Kartenpreise 8,- / 6,-

Infos & Tickets

Do / 08.01.2009
19.00 c.t. Uhr
kunsthaus muerz / clix

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