Kathrin Röggla und Richard Obermayr zählen zu jenen jüngeren österreichischen AutorInnen, die durch unbeirrbare Ansprüche an die eigene Arbeit einen besonderen Rang in der gesamten deutschsprachigen Literatur einnehmen. Richard Obermayr hat mit seiner Prosa die Möglichkeiten und Grenzen des erzählenden Genres erforscht und neu definiert. In seinem Roman Der gefälschte Himmel ist aus den kleinsten Sprachbewegungen der Bildlichkeit ins Große eines kosmogonischen Wiederholens der eigenen und der Geschichte insgesamt geführt worden. Seine in Arbeit befindliche Erzählung Der Wal, aus der Obermayr Teile lesen wird, greift diese Neudefinition des Prosaischen auf einer deutlicher umrissenen Ebene der Novelle auf. Das wunderbar kleinteilige, ineinander verzahnte und aufeinander verweisende Erzählverfahren erschafft eine neue Wirklichkeit von Zeit und Raum, die als poetisch wiederholte erst zu ihrer ihnen gemäßen Existenz gelangen. Anders als Obermayrs ausschließlich geschaffener Erzählraum ist Kathrin Rögglas Roman wir schlafen nicht mit dokumentarischen Verfahren gebaut. Röggla hat mit den Entscheidungsträgern der New Economy und des Internet-Business Lang-Interviews geführt und unterschiedliche Stimmen in ihrem Roman, der auf einer großen Technologiemesse spielt, zu einem spannungsvollen Sprechdialog montiert. Das Unbewußte und wie Nebensächliche des Geredes aus den Quellen schlägt in der Rögglaschen Bearbeitung um ins Notwendige und Aufgedeckte des poetischen Vollzugs.