Konzept: Thomas Eder und Tanja Gesell
Am 5.10.2025 hätte Oswald Wiener seinen 90. Geburtstag begangen. Er verstarb im Herbst 2021. Seine Anfänge als experimenteller Sprachkünstler in der Wiener Gruppe und sein legendäres Werk die verbesserung von mitteleuropa, roman (1969) haben den Weg für seine wissenschaftlichen und essayistischen Arbeiten zur Automatentheorie und Theorie des Denkens geebnet. Wieners Werke stehen exemplarisch für entscheidende Tendenzen des ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts.
Der Person und dem Werk Oswald Wieners soll dieses mehrtägige Symposium im kunsthaus muerz gewidmet sein. Dabei wird eine Zeitachse, die sowohl in die Vergangenheit als auch in die Zukunft reicht, durch ineinandergreifende Themencluster aufgespannt, die von Vortragenden aus den Natur- und Geisteswissenschaften, von Schriftstellern und Künstlern, von Freunden und Arbeitsgruppen, exploriert werden. Mit diesen unterschiedlichen Kreisen wird auch einer der prägenden Charakterzüge Oswald Wieners angespielt: er hat sich häufig, das bisher erreichte Äußerliche hinter sich lassend, neu erfunden, Wohn- und Arbeitssitze und Gewohnheiten radikal gewechselt, sich elegant und für manche uneinschätzbar bewegt. Zugleich war seine klebrige Intelligenz des Erkennenwollens, wie er ticke, so integer wie seine zugewandte Liebe zu den Freund:innen.
Das Symposium wird vom 2. bis 5.10.2025 stattfinden, es bietet auch die Gelegenheit, einen für diese Veranstaltung ausgewählten Gobelin der Künstlerin Ingrid Wiener, der Witwe von Oswald Wiener, zu sehen. Am 4.10. wird Michaela Leutzendorff-Pakesch die Arbeit von Ingrid Wiener vorstellen und ein Gespräch mit der Künstlerin führen. Zudem ist der 4.10. Ingrid Wieners Geburtstag.
Donnerstag, 2.10.2025
kunsthaus muerz / clix
18.00 Uhr
Begrüßung
Franz Josef Czernin: One or two cultures und eine Verwandlung. Für Oswald Wiener
19.00 Uhr
Jan St. Werner: Auditive Wahrnehmungszerrungen – Selbstbeobachtungsexperiment
Rosa Barba: The Color Out of Space (Film, 2015)
Freitag, 3.10.2025
kunsthaus muerz / clix
9.30–13.00 Uhr
Nicola Cipani: Fibel der Unabhängigkeit
Thomas Eder: Ideomotorik, Predictive Processing: Kafka lesen mit Oswald
Thomas Raab: Wann ist etwas „richtig“?
15.00–18.30 Uhr
Benjamin Angerer: Eingefleischte Methode, strategische Sturheit und Begriffskritik
Stefan Schneider: Cognitive Science und Mein Buch VORSTELLUNGEN – endlich fertigschreiben!
Johannes Ullmaier: die verbesserung von chronotopia. oswald wieners andenken im zeitlabor
19.00 Uhr
Filmvorführung
Valie Export, Ingrid Wiener, Oswald Wiener: Das Unsagbare sagen (Film, 1992)
Samstag, 4.10.2025
kunsthaus muerz / clix
9.30–13.00 Uhr
Oswald Wieners Übungen zur Automatentheorie (Tanja Gesell u.a.)
Michael Schwarz: Inhalt und Gegenstand in Oswald Wieners Theorie der Zeichen-Magie
Manuel Bonik: „Der Ast, auf dem man sitzt, den muss man absägen“. Bemerkungen zu Oswald Wieners Denkweisen
15.00–18.30 Uhr
Tanja Gesell: Zeichen-Magie und Gewebedegeneration. Re-Dekodierung von Strukturen mit und für Oswald
Nils Röller: Text-Bild-Wechsel: Ingrids Briefe
Thomas Brinkmann: Das Wunderbare und das Nützliche
19.00 Uhr
Michaela Leutzendorff-Pakesch
Ingrid Wiener
beziehungsreich. o.w. im werk von i.w.
Vortrag, Gespräch und Gobelin-Präsentation
Sonntag, 5.10.2025
kunsthaus muerz / clix
10.00–13.00 Uhr
Julius Handl, Charlotte Reihs, Simon Angerer, Ann Cotten: Sprache, Macht, Fernsteuerung, Subjektivierung. Arbeitsbericht des Oswald Wiener Lesekreises
Ingrid und Oswald Wiener: Bayes (Film, 2015)
(c) Foto: Oswald Wiener (2014): Deutsche Bank