The King´s Harp

[b]Andrew Lawrence-King / Barockharfe[/b] [b]Choreographie – Tanzmusik für König Ludwig XIV (Feuillet 1700)[/b] [b]The King’s Harp[/b] Chorégraphie für Louis XIV Das Buch von Feuillet, Chorégraphie (1700), beinhaltet den edlen Stil des Französischen Tanzes vom Hofe Ludwig XIV, des "Sonnen-Königs", der selbst in unzähligen Maskenspielen und Balletten auftrat, bei denen er sowohl in eleganten heroischen Rollen als auch in witzigen Grotesken tanzte. Einige Szenen wurden in die imaginäre Landschaft einer Schäferidylle gesetzt, andere zeichneten große Städte, dunkle Gefängnisse oder ferne Länder; Harlekine und Akrobaten stürzten über die Bühne. Es gab eine Mode für Szenen a l’Espagnole, mit glühenden Rhythmen der Canaries oder den furiosen Wahnsinn der Folies. Viele Tänze wurden Entrée genannt; sie gaben einem neuen Darsteller des Spektakels oder einem höfischen Beau Gelegenheit, in einem großartigen Auftritt auf seine speziellen Geschicklichkeiten hinzuweisen. Zusammen mit den Dramen von Moliere, und den Opern von Lully ist die Chorégraphie von Feuillet eines der krönenden kulturellen Ereignisse der Regierung des Sonnen-Königs. Zu Beginn seiner Regierungnahm Ludwig XIV. Apollo – den Sonnengott – als Patron an, der als Schutzherr der Musen Barbarei und Finsternis zerstreut, der hübsche Held, der das Übel vereitelt – gleichsam als Metapher für sein eigenes göttliches Königtum. Im Ballett der Nacht betrat der fünfzehnjährige Ludwig oft die Bühne – zuerst in der Rolle einer der Stunden, "Hier ist die schönste Stunde …, bezüglich derer sie sagen, dass, um Euer Vermögen zu machen, bei Hofe Ihr nur eine Stunde braucht." Schließlich verkündet Aurora, "Die Sonne, die mir folget, ist der junge LOUIS" und der Sonnen-König offenbart seinen neuen Charakter. "Jetzt bin ich allein der Steuermann am Streitwagen des Lichtes. Gottes Hand hat mir die Zügel gegeben, und eine große Göttin stützt meine Rechte. Ich bin der Stern unter den Königen! " Tatsächlich schien der König unter den Sternen, denn an seiner Seite tanzten der Dramatiker Molière, der Komponist Lully, und Pierre Beauchamps, Tänzer, Komponist der Ballets des Königs, Direktor der Académie Royale de Danse, Ballettmeister der Académie Royale de Musique von Lully, und Lieblingspartner des Königs im Danse a Deux (Paartanz). Allegorien von Stunden, Jahreszeiten und Monaten waren in seinen Tänzen zu sehen und die Gärten von Versailles widerhallten in ihrem Echo. Die Nacht von Beauchamps war aber kein bloßes Divertissement: Hier glänzt bereits das Zusammenspiel von künstlerischen Macht und Gönnerschaft, die französische Literatur, französische Musik, und französischen Tanz als le Bon-Gout, den guten Geschmack gründen sollte, nach dem schon bald das ganze Europa, ja sogar Frankreichs erklärte politische Feinde, streben sollten. Berühmt als Darsteller voll Energie und Feuer gab Beauchamps dem König während 22 Jahren täglich Tanzunterricht, und etablierte viele der technischen Elemente (einschließlich eines neuen Systems der Tanz-Notation), die Hohe Schule des Französischen Tanzes im 17. Jahrhundert. Tanz wurde eine der Hauptunterhaltungen am Hofe von Ludwig, in Versailles zusammen mit Aristokraten neu eingeführt, die an inszenierten Schauspielen und förmlichen Grand Ballets teilnahmen. Nach dem Abendessen tanzte jeder Passepieds, Menuets, und Courantes – "jene ständigen Überquerungen/die auf einem dreifachen Daktylus-Fuß laufen/dicht am Boden mit gleitenden Passagen/worin der Tänzer größtes Lob gewonnen hat." Dreimal pro Woche war Appartement: "Um sechs Uhr geht jeder im Prozessionszug zum Gesellschaftszimmer hinein. Daneben gibt es ein großes Zimmer, wo Geigen spielen für diejenigen, die tanzen wollen." Louis´ Ehe mit der mürrischen Mme. de Maintenon, Lullys Verlust der Gunst des Königs und der Neun-Jahres Krieg führte zu einem Niedergang in den 1680er Jahren. Aber das Jahr 1697 brachte neuen Frieden und eine begeisterte Wiederaufnahme der kulturellen Tätigkeiten bei Hofe, speziell bei der Ankunft der Prinzessin Marie-Adelaide von Savoyen, und den Feierlichkeiten zu ihrer Ehe mit dem Enkel von Louis XIV. Von Neujahr bis Karneval tanzte und feierte der Hof ohne Unterbrechung. Und die jüngere Generation beobachtete alle alten Ballette, um zu entdecken, wie Musik zu klingen pflegte. 1700, auf dem Höhepunkt dieser Feierlichkeiten, veröffentlichte Raoul Auger Feuillet seine Choreographie, ein Meilenstein in der Geschichte des Tanzes. Es ist das erste Buch, welches Symbole oder Characters, aber keine beschreibende Wörter verwendet, um Bewegung zu aufzuzeichnen. Das Buch von Feuillet zeigt die verschlungene Linie des Weges jedes Tänzers über die Bühne, die elegante geometrisch ausgerichtete Zahlen in Richtung auf die Presence darstellen: das Publikum an der Oper, der König bei Hofe, der versammelte Adel im Ballsaal. Entlang dieser Linie zeigen die Characters von Feuillet die Bewegung der Füße, indem der Lauf der Musik angezeigt wird durch Takt-Striche, die in Entsprechung zur Melodie oben abgedruckt sind. "Der Tanz und die Musik müssen sich so vornehm treffen/jede Note muss wie ein Echo Ihrer Füße scheinen." Mit den Instruktionen und Tänzen von Feuillet waren noch neun weitere Tänze in der Notation des neuen Systems zusammen gebunden; Choreographiert waren sie von Louis Pécour, dem Tanzmeister an der Académie Royale. Die Sammlung Chorégraphie stützt sich auf ein allgemeines Repertoire der populären Balletts und Airs aus Opern für alle Arten von Instrumenten. In L’Harmonie Universelle berichtet Mersenne, dass die Tripel-Harfe in in Neapel durch ‘Luc Anthoine Eustache’ erfunden worden sei. Der römische Komponisten ‘Horace Mihi’ habe sie eingehend verbessert und Jean le Flelle spiele sie ‘en perfection’: das Repertoire der Tripel-Harfe war identisch mit dem der Laute oder des Cembalos. Harfenisten spielten vor der Königin Henrietta in London, vor dem verbannten Charles II in Amiens, und in Versailles. Ludwig XIV bewunderte besonders das Harfe-Spiel von Charles Burette, dessen Mutter auch "eine hervorragender Spielerin von Harfe und Cembalo" gewesen sei. (Die Sammlung Burette von 1695 mit Pieces de Clavecin et de Harpe ist allerdings verloren gegangen). Robert De Visée, der Gitarre-Meister von Louis, und Jean Henry D’Anglebert, Musicien ordinaire de Clavecin machten Solo-Arrangements der Orchestermusik von Lully, und transscribierten Theorben- Lauten- und und Guitarre-Stücke für Cembalo (oder Harfe). Tanzmelodien waren auf den Straßen ebenso populär wie bei Hofe, alle sangen diese Weisen, von der Prinzessin bis zur Serviererin in der Taverne. Lully verwandelte Straßenmusik zu edlen Airs de Ballett, wie auch Tänzer Jacques Cordier aus dem Volkslied La Vignonne eine elegante Courante machte. Englische country-danses (contre-danses) und die spanischen Canaries wurden für Schäferspiele importiert. Mit dem Schritt auf den spanischen Thron, einer bis dahin ständig gegenwärtigen großen politischen Sorge, waren iberische Tänze zur Zeit der Regierung von Ludwig XIV überall in Mode. Musiker und Tänzer komponierten oder improvisierten gleichermaßen Variationen auf Les Folies d’Espagne. Die Beiträge von Feuillet und Pécour wurden in Chorégraphie veröffentlicht, ebenso wie Pécours Choreografien für Campras entrées espagnoles. Neben diesen neu komponierten Airs von Campra finden wir auch Musik, die für fast ein halbes Jahrhundert in Mode bleiben sollte; Tänze aus den ersten Balletten von Lully, die er dann in mehrere Opern wiederaufnahm und aufgeführt in unzähligen Produktionen. Breiter Platz wird den Opern aus Lullys späten Jahren eingeräumt, Dramen in denen die zweifache Obsession des Königs, Liebe und Ruhm, um Überlegenheit wetteifern. Zusammen mit den Dramen von Moliere, den Opern von Lully und Campra und den Tänzen von Beauchamps, Pécour und L’Abbé, ist die Chorégraphie von Feuillet eines der krönenden kulturellen Ereignisse der Regierung des Sonnen-Königs. [b]Einzelkarten: Euro 26.- / 16.- Abonnements: Einzelabonnement Euro 78.- / 48.- Partnerabonnement (für zwei Personen) Euro 132.-[/b]

Infos & Tickets

Sa / 12.03.2011
19.30 Uhr
kunsthaus muerz / anton webern saal