Karten erzählen Geschichten über die Welt. Genauer: sie beschreiben und repräsentieren Teile des Raumes um uns. Sie verräumlichen Daten, Informationen und Sinneseindrücke. Sie referieren den Kontext der Zeit, in der sie entstehen, sowie die Intentionen der Beauftragenden und Ausführenden. Jede Karte beruht darauf, dass Teile der Realität ausgelassen, verzerrt oder verfremdet werden. Dies produziert Unschärfen oder weiße Flecken – scheinbare Fehler, die Freiräume zur Imagination öffnen und als Aufforderung zur Aneignung interpretiert werden können. Die Ausstellung \"Unschärfen und weiße Flecken – Kartografische Annäherung an urbane Räume\", stellt Kartografie als kritische Methode zur Darstellung räumlicher Erfahrung und Kommunikation ins Zentrum. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Kartieren als Akt der Selbstermächtigung und der Raumaneignung. In kartografischen Formaten werden Projekte vorgestellt, die sich durch aktivistische Strategien Zugang zu Ressourcen und räumlichen Potentialen geschaffen haben: Die \"Annenviertel\" Initiative Graz, das \"Granby4street\" Nachbarschaftsprojekt Liverpool und das \"Kotti-Prinzip\", welches Raumpraktiken der Mieter_inneninitiative Kotti&Co in Berlin dokumentiert. Demgegenüber stehen Projekte, die mit Hilfe von Notationen räumlich-soziale Zusammenhänge öffentlich sichtbar machen, wie das Forschungsprojekt \"Stop and Go. Nodes of Transformation and Transition\" oder die Installation \"Infrequently asked Questions\", die den transkulturellen Wissensaustausch dokumentiert. Das speziell entwickelte Ausstellungsdisplay bildet den Rahmen für eine Auswahl historischer Karten im Dialog mit kartografischen Arbeiten internationaler Künstler_innen. Gleichzeitig stellt es als dreidimensionales Kartenmöbel, eine Beziehung zum räumlich-geografischen Gefüge der Stadt Mürzzuschlag her. Im Laufe der Ausstellung wird das Display mit Mappings zu Mürzzuschlag ergänzt, die in künstlerischen Workshops erarbeitet werden und folgende Inhalte thematisieren: Mobilität und Migration, die Stadt aus der Perspektive von Jugendlichen sowie das Spekulative innerhalb der Gemeindeverwaltung. Das in den Workshops generierte Material und Wissen interagiert mit der Ausstellung und erweitert diese prozesshaft in den Stadtraum hinaus. Kuratiert von Antje Lehn, Christina Nägele und Johanna Reiner Display: Johannes Hoffmann, Antje Lehn und Johanna Reiner Ausstellungsgrafik: LucienneRoberts+ Mit Arbeiten von: Christine Bock & Ulrich Pappenberger, Adina F. Camhy, Diana Lucas-Drogan, Larissa Fassler, Michael Hieslmair, Florian Hofer, Robin Klengel, Ebru Kurbak, Jenny Odell, Johanna Reiner, Coline Robin, Lennard Schön, Kateřina Šedá, Six & Petritsch, Daniel Spoerri, Felix Steinhoff, Gerald Straub, Markus Waitschacher, Michael Zinganel, Schüler_innen der NMS Mürzzuschlag. Historische Karten: Roald Amundsen, Henry Holiday, Olaus Magnus, Rudolf Maier, Jakob Josef Pauliny, Hans Pirchegger, Karl-Johann Schober, Emanuel Sturm. 8.4. – 11.06.2017 / buchebner saal / kunsthaus muerz Dauer der Ausstellung: bis Sonntag, 11. Juni 2017 Öffnungszeiten: Donnerstag – Samstag: 10 – 18 Uhr, Sonntag: 10 – 16 Uhr