Konzept: Thomas Eder, Michael Hammerschmid, Helmut Neundlinger In den öffentlich zugänglichen \"muerzer gesprächen zur dichtung\" soll der Austausch zwischen DichterInnen, Studierenden der Universität Wien und Interessierten ermöglicht werden. Anhand der Frage nach dem sogenannten \"lyrischen Ich\" in den Gedichten Ernst Jandls und der teilnehmenden AutorInnen kann in Kleingruppen diskutiert werden, wie das Verhältnis Autor – empirisches Ich – lyrisches Ich zu fassen sein könnte. Dabei wird mit dem Werk Ernst Jandls einerseits auf ein Schreiben Bezug genommen, das sich zweifellos eng entlang des biographischen Ichs entwickelte und in gewisser Weise als Tagebuch einer Existenz verstehbar ist. Andererseits auf ein Schaffen, das in seiner kreativen Neugierde eine Sonderstellung in der Dichtung einnimmt und das wie kaum ein anderes die ungewohntesten Möglichkeiten des Ausdrucks erforschte, ohne sich dabei in bloßem Experimentieren zu verlieren. Dass in Hinsicht auf die Dichtung des diesjährigen Preisträgers Ferdinand Schmatz in dieser Fragestellung die enge Beziehung von Körper und Sprache/Sprach-Körper ins Blickfeld rücken dürfte, sei ein erster Hinweis auf eine der Verwandtschaften, die beim Vergleich zwischen Jandls Poetik und jener anderer DichterInnen aufleuchten können. Da unsere diesjährigen Gäste (siehe unten) Gedichte und Texte aus ihrem eigenen Schaffen mitbringen, könnte es also gelingen, der Frage nach dem Ich und seiner poetologischen Beschaffenheit im vergleichenden Forschen, Lesen und Besprechen ein gutes Stück näher zu kommen als dies etwa in den abgeschlossenen Seminarräumen der Universität oder an den einsamen Orten der eigenen Lektüre sonst der Fall ist. Und so wären also nicht zuletzt die – teils ans Paradoxe grenzenden – Fragen zu stellen: Wo ist der Autor, der im Gedicht oft so gegenwärtig wird, dass es gar nicht mehr um ihn zu gehen scheint? Wie kann er das Nächste, Eigenste zur Sprache bringen, ohne sich zu entblößen? Wie sachlich kann er sein, ohne dass wir ihn und uns ins Gedicht hineinprojizieren? Wie kann er sich (uns) austricksen, da es ihm letztlich doch darum zu tun sein dürfte, sich treu zu sein und trotzdem die Sprechmöglichkeiten zu erneuern? Was nennt er \"ich\", und was machen seine Biographie, seine Erfahrungen mit ihm, wenn er schreibt? Ein \"ich\"? Ein \"er\"? Ein \"du\", ein \"wir\"? Wir werden sehen… Mit: Urs Allemann, Nico Bleutge, Michael Donhauser, Sonja Harter, Steffen Popp, Marion Poschmann, Monika Rinck, Ferdinand Schmatz, Jan Wagner, Ernest Wichner und Studierende des Instituts für Germanistik der Universität Wien freier Eintritt