Ernst Jandl

Ernst Jandls Dichtung ist die furiose Fusion zweier scheinbar gegensätzlicher poetischer Prinzipien: Schnörkellose Knappheit trifft in seinen Texten auf das unmäßige Lustprinzip im Spiel mit der Sprache. Kaum ein Werk hat auf ähnlich ausgeglichene Weise alte Gewohnheiten über den Haufen geworfen und neue Maßstäbe gesetzt. Die fast unüberschaubare Vielfalt seiner Schreibweisen wird von einem fundamentalen Bekenntnis zur Lebendigkeit und Veränderbarkeit des poetischen Vermögens zusammengehalten: \"Sprache ist von uns gemacht, und wir können, dürfen, sollen alles mit ihr machen, was mit ihr zu machen möglich ist.\" Die beiden Germanisten Michael Hammerschmid und Helmut Neundlinger haben aus ihrer reichen Forschungstätigkeit zu Ernst Jandl einen Abend zusammengestellt, der sein Werk in Grundzügen charakterisiert: seinen singulären poetischen Eigensinn, der seine Gedichte so unverwechselbar macht. Hören wird man (in der brillanten Lesung durch Johannes Terne vom Wiener Burgtheater) den ganz frühen Jandl im Dialog mit dem späten, den Sprachexperimentator im Vergleich mit dem akribischen Banalitätensammler der Alltagssprache sowie den Dichter, der wie kein anderer die Gesten des Dichterseins aufs Korn nimmt und in schonungsloser Offenheit über die Krisen des Schreibens Auskunft gibt.

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Mo / 29.05.2006

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