[b]16.00 uhr[/b] neuberg an der mürz treffpunkt luisbauer, veitschbach (bei schlechtwetter im stiftsgewölbe) John Cage Schwammerl-Happening Hans Spreitzer, Sven Hartberger, Ernst Kovacic [b]18.00 uhr[/b] stiftsgewölbe Eröffnung der Ausstellung Herbert Schliefsteiner – Schwammerl-Bilder Die Ausstellung ist bis 20. Juni 2010 geöffnet [b]19.00 uhr[/b] greißlerei beim münster akademisches wirtshaus Ernst Kovacic, Gerd Kühr, Lothar Knessl, Robert Lotter [b]21.00 uhr[/b] gasthof hubert holzer Schwammerlgerichte Neuberger Wirtshaustrio Traude Holzer, Hubert Holzer, Martin Veitschegger und Köstlichkeiten von John Cage und Arnold Schönberg Agata Zubel, Günter Vogelmayr, Ernst Kovacic [b]freier Eintritt[/b] [b]In Kooperation mit der Greißlerei beim Münster[/b] John Cage (1912-1992) war mehr Beweger und Anreger als Komponist im tradierten Sinn, mehr Finder als Erfinder. Und ein perfekter Pilzkenner. Er sammelte für das Hotel Waldorf-Astoria in N. Y. City, beantwortete 1959 im italienischen TV-Quiz alle Fragen über Pilze und gewann sechs Millionen Lire (damals recht viel). Cage krempelte 1958 durch seine Vorträge bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik die Entwicklung der europäischen Musik völlig um, ein ästhetisch radikaler und nachhaltiger Wechsel. Was gerade noch streng geordnet, seriell prädeterminiert war, wandelte sich zur Mehrdeutigkeit, interpretatorischen Freiheit, allenfalls konzeptueller Vorgabe, bis hin zum gelenkten oder auch nicht gelenkten Zufall. Cage, optimistisch, kontaktfreudig, immerhin Schüler von Schönberg, sah sich als friedlicher Anarchist und teilte mit dem amerikanischen Naturphilosophen Harry David Thoreau (1817-1862) die Ansicht, dass die beste Regierung keine Regierung sei. Durch das Erwürfeln klingender Ereignisse mittels des chinesischen \"Buches der Wandlungen (I-Ching) wollte er als \"Komponist\" in den Hintergrund rücken. Wir bewegen uns im Hauptfeld indeterminierter Musik. Am berühmtesten: \"4.33\", wobei in dieser Zeitvorgabe alles oder nichts passieren kann, was auch einen theatralischen Aspekt hat. Das war 1952, und in diesem Jahr erblickte ein weiteres theatralisches Phänomen in Woodstock das Licht der Welt: das erste Happening der Geschichte, in Zusammenarbeit von Cage, David Tudor, Merce Cunningham, Robert Rauschenberg und anderen informellen bildenden Künstlern. Ein Happening würde unter Umständen heute Performance heißen. Allerdings eine solche, die nicht vorprogrammiert ist und von der man nicht genau weiß, wie sie sich entwickelt und wann sie endet. Das Happening war einst das Startsignal für die Fluxus-Bewegung. Sie fällt demnach in die Jahre der fast ungebremsten aleatorischen Freiheit und der hochgezüchteten Kollektivimprovisation, zu einem Gutteil ausgelöst durch das Wirken von Cage. Der Zufall regierte – und mutierte letztlich in die Klammer des von Parametern vorgegebenen Zufalls. Was Fluxus ist, bleibt unklar, auch die Protagonisten dieser Bewegung, die sich jeder konstituierenden Kunstrichtung verweigert, verzichten auf klärende Auskunft, weil diese ja der Idee von Fluxus widersprochen hätte. Dennoch gibt es Aussagen, etwa 1975 vom Fluxux-Anhänger Robert Watts: \"Das wichtigste ist, dass niemand weiß, was Fluxus ist. Es soll wenigstens etwas geben, das die Experten nicht verstehen.\" Als selbsternannter Fluxus-Chef gilt der Amerikaner George Maciuntas. Andere Repräsentanten in Europa waren z. B. Vostell, oder der Aktionskomponist Nam June Paik, der sich längst international zum Videokünstler herausgemausert hat. Fluxusnahe Happenings hatten oft intermedialen Aspekt, oder thematisierten die Nebensächlichkeiten des Musikbetriebs, oder gerieten ins aggressive Fahrwasser, wobei allerlei devastiert wurde (meist Musikinstrumente), oder zumindest zweckentfremdet eingesetzt – eine Position gegen die bürgerlich etablierte Musik. Lassen wir uns also überraschen, was das Neuberger Happening 2010 zu bieten hat: wird der Bahnhof demoliert? Werden Schienen wie Musikinstrumente beklopft? Oder wird es eine laute Litanei des Aufzählens lateinischer Pilznamen? [b]Lothar Knessl[/b]