Jazz & Poetry

Performances, Vorträge, Gespräche

Konzept: Thomas Antonic & Paul Pechmann

Mitarbeit: Thomas Eder


Eine besondere Form der Synthese der Kunstsparten Literatur und Musik stellt das Genre „Poetry & Jazz“ dar. Mit Vorläufern im Kontext von Dada entfaltete es sich Ende der 1940er und 50er Jahre bei Vertreter:innen der amerikanischen Beat Generation als genuine Darbietungsform einer literarischen Subkultur, die sich insbesondere für Bebop und verwandte Jazz-Stile abseits des kommerziell dominanten Swing begeisterte. Die im Kindesalter von Wien in die USA emigrierte ruth weiss (1928-2020) gilt als eine der Erfinder:innen dieses Genres. Ausgehend von den Jazz & Poetry-Spuren, die weiss und ihre Nachfolger:innen über sieben Jahrzehnte gelegt haben, wird im Rahmen eines zweitägigen Symposions versucht, paradigmatische künstlerische Allianzen von Sprachkunst und Jazz insbesondere aus der österreichischen Literatur seit den 1960er Jahren vorzustellen. Ergänzt werden die von unterschiedlichen literarhistorischen und musikologischen Fragestellungen geleiteten Referate und Gesprächsrunden von einer Reihe von gemeinsamen Performances von Literat:innen, deren Arbeiten eine transgressive Tendenz ins Musikalische aufweisen, mit Jazz-Künstler:innen, die ihrerseits mit paradigmatischen Musik-Literatur-Programmen hervorgetreten sind. Die Vielfalt der musikalischen Konzepte und Stile vermittelt einen Eindruck von der Bandbreite heutiger kreativer Möglichkeiten, durch die Amalgamierung von textbasiertem Vortrag mit einer per se improvisatorischen Tonkunst sprachmusikalische Ereignisse von hochgradiger Spontaneität und akustischer Komplexität herzustellen.

 


Freitag, 24.5.

14:00–14:15 Uhr:
Begrüßung von Thomas Antonic und Paul Pechmann


Vorträge

14:15–15:15 Uhr: Julia Lajta-Novak
„Live Poetry: Gedanken zum Lesen von Lyrik als performativer Akt“

15:15–16:00 Uhr: André Doehring
„Word! Was die musikwissenschaftliche Rap-Analyse zum Verständnis des Zusammenhangs von Musik und Lyrik beitragen kann“

16:00–17:00 Uhr: Thomas Antonic
„Vom Jazz-Cellar in den Weinkeller: Zu den Ursprüngen und der Etablierung von Jazz&Poetry in den USA und seiner Verbreitung im deutschsprachigen Raum ab Ende der 1950er Jahre“


Performances

19:00–19:45 Uhr: Ronald Pohl und Franz Koglmann
„Die Kühlwaage – oder: Die Melancholie des Beiseitestehens“

19:45–20:30 Uhr: Natascha Gangl und 3knaben schwarz
„Baustelle. Zu Gast im Auden-Habitat“

20:30–21:15 Uhr: Gesprächsrunde mit teilnehmenden Künstler:innen
Moderation: Andreas Felber

 


Samstag. 25.5.


Vorträge

14:00-14:45 Uhr: Helmut Neundlinger
 „Jammen auf hohem Niveau. Über Formen der Improvisation zwischen Poesie und Jazz“

14:45-15:30 Uhr: Alexandra Millner
„Hirn mit Ei und ohne. Musik- und Leseperformances von H. C. Artmann, Wolfgang Bauer, Peter Henisch und Ernst Jandl“

15:30-16:15 Uhr: Daniela Bartens
„Spiel-Räume des Handelns. Gunter Falk und der Jazz“


Performances

18:00-18:45 Uhr: Nika Pfeifer & Viola Hammer
„I hate when I can`t feel my heart“

18:45-19:30 Uhr: DUO hofmaninger/schwarz feat. Thomas Antonic
„Der Herzschlag passt sich in der Einsamkeit Milford Graves’ Trommelschlägen an“

19:30-20:15 Uhr: Ann Cotten & Takashi Doi
„Riff on Grace“

20:15–21:00 Uhr: Gesprächsrunde mit teilnehmenden Künstler:innen
Moderation: Daniel Terkl

21:00-22:00 Uhr: „sixt – nix siich i“ – texte von w. bauer und g. falk. musik: CERCLE a DUE
Mit Wolfram Berger Dieter Glawischnig & Andreas Schreiber

 

 

Thomas Antonic, Autor, Musiker, Filmemacher, lebt in Wien und Point Arena (CA). Aktuelle Veröffentlichungen: Disco Bible (Buch, 2023), United States of Absurdia (Buch, 2022), Wiedergänger (LP mit der Band „Heumond aus Mitteleuropa“ 2022), ruth weiss: One More Step West Is the Sea (Film, 2021). Als Literaturwissenschaftler leitet er das FWF-Forschungsprojekt „Transnational Literature: Austria and the Beat Generation“ an der Universität Wien, letzte Buchveröffentlichungen in diesem Kontext: Unter Nazis: William S. Burroughs in Wien 1936/37 (2020), ruth weiss: Beat Poetry, Jazz, Art (2021)

Daniela Bartens, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Franz-Nabl-Institut der Universität Graz und Bearbeiterin der Vor- und Nachlässe von Autor*innen aus dem Umfeld der „Grazer Gruppe“. Mitherausgeberin von Gerhard Roths fotografischem Werk in mittlerweile sechs Fotobüchern. Zahlreiche Publikationen zur österreichischen Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts, zuletzt: Gerhard Roth. Archen des Schreibens (Hg. mit David J. Wimmer, 2023).

Wolfram Berger, Schauspieler, Regisseur und Produzent. „Parallel zu seinen Bühnenauftritten immer wieder Kino- und TV-Filme in CH, D und A. Unzählige Radio-, Hörspiel- und Hörbuchproduktionen sind das Ergebnis seiner Liebesaffaire mit dem Mikrophon. Die Zusammenarbeit mit Musikern aus allen Genres ist für Wolfram Berger Quell der Inspiration für seine Kleinkunst-Programme.“ Er gilt als einer der profiliertesten Interpreten neo-avantgardistischer Literatur heute. – (www. bergerwolfram.at)

Ann Cotten, lebt in Wien und Berlin. Seit dem Studium der Germanistik in Wien Arbeit als Schriftstellerin und Übersetzerin. Seit 2023 Co-Herausgeberin der Zeitschrift Triëdere. Zuletzt erschienen Die Anleitungen der Vorfahren (Suhrkamp 2023). Zur Zeit Arbeit an einem PhD mit dem Arbeitstitel „Misuseability“.

André Doehring, Musikwissenschaftler und Soziologe, ist Professor für Jazz- und Popularmusikforschung am von ihm geleiteten Institut für Jazzforschung an der Kunstuniversität Graz. Seine Forschung und Publikationen behandeln musikanalytische, sozialgeschichtliche, kulturelle, politische und mediale Aspekte von Jazz und populärer Musik. Er ist Mitherausgeber von Jazzforschung/Jazz Research und Beiträge zur Jazzforschung/Studies in Jazz Research und legt monatlich mit Kolleg*innen im Grazer Café Wolf Jazzplatten auf.

takashi doi studierte französische literatur und spielt klassische gitarre in südamerikanischem stil. in wechselnden formationen, unter anderem mit der band „small souki and the big trouble“, hat er sich in den letzten jahren einen fixen platz auf den bühnen der wiener subkulturellen musikszene erspielt.

3 knaben schwarz:
Arno Splinks: Transakustisches Gerümpel, Ernsthaftigkeit
Britta Glitter: Stimme, Gitarre, Paillettenpräzision
Bruder Franz Boff: Klarinette, Teamgeist

Andreas Felber, Studium der Musikwissenschaft und Geschichte in Salzburg und Wien, Dissertation über die Wiener Free-Jazz-Avantgarde (erschienen 2005 im Böhlau Verlag). Langjährige freie musikjournalistische Tätigkeit, u. a. für den Standard, Falter, Ö1 und diverse Fachmagazine in Österreich und Deutschland. Seit 2015 Leitung der Ö1-Jazzredaktion, seit 2018 Leitung des Ö1-Ressorts für Jazz, Popular- und Weltmusik.

Natascha Gangl, nach Jahren in Mexiko und Spanien lebt sie heute in Wien, wo sie mit dem Kollektiv „Spitzwegerich“ regelmäßig Objekt-Theater-Performances gibt (Outstanding Artist Award 22). Mit den Komponist:innen Maja Osojnik und Matija Schellander entwickelt sie unter dem Titel „Klangcomic“ Live-Performances, Kunstwerke, Ausstellungen und Hörstücke, die mit dem Ö1 Preis für das Beste Original Hörspiel 2020 und dem 1. Preis des Berliner Hörspielfestivals 2018 ausgezeichnet wurden. – www.gangl.klingt.org

Dieter Glawischnig, Studium (u.a. Klavier, Trompete, Posaune) in Graz, Nizza, Siena und Boston. Lebt in Eggersdorf bei Graz. „Von 1968 bis 1975 leitete er die Jazzabteilung der Musikhochschule Graz. Anschließend führte ihn sein Weg nach Hamburg, wo er die Leitung der NDR-Studioband übernommen hat, die er im Laufe der Zeit zu einer Big Band weiterentwickelte. Ab 1982 war Glawischnig an der Hamburger Musikhochschule tätig, wo er nach Grazer Vorbild eine Jazzabteilung aufbaute.” (www.db.musicaustria.at). Die Auftritte des Trios “Neighbours” (Ewald Oberleitner, John Preininger, D.G.) mit Ernst Jandl oder Gunter Falk sind bahnbrechend für die Performance von Jazz und Literatur in Österreich und darüber hinaus.

Viola Hammer, Studium Jazzklavier und Jazzkomposition in Klagenfurt und Graz. Lebt in Wien. Konzerte auf Festivals im In- und Ausland, zahlreiche Auszeichnungen, u.a.: „Jazzverk“ (Schweden 2014), A. Dobrowolski-Stipendium (2020). Veröffentlichungen, u.a.: Viola Hammer Trio – Close Up (Unit Records 2012), Viola Hammer’s Heartbeat Project (Unit Records 2015), Viola Hammer Solo – Places (Ö1 Edition Contemporary Jazz, 2020), im Herbst erscheint „HD 2“ (gemeinsam mit Patrick Dunst, Triest) – www.violahammer.com

Lisa Hofmaninger, Sopransaxophonistin, Bassklarinettistin, Komponistin und Pädagogin, Weltenbummlerin sowohl im musikalischen als auch geografischen Sinne, studierte Jazzsaxophon an der Anton Bruckner Privatuniversität Linz und am Pôle Supérieur Paris-Boulogne Billancourt in Paris. Projekte im breiten Feld des Jazz und improvisierter Musik: chuffDRONE, DUO hofmaninger/schwarz, you promised me poems, First Gig Never Happened, Little Rosie’s Kindergarten und das Duo mit ihrem Partner Alexander Fitzthum.

Franz Koglmann, Studium Trompete und Jazz in Wien, New York und Philadelphia, lebt als Interpret, Arrangeur und Komponist in Wien. Begründer des Labels „Pipe Records“ (1973) und Leiter der von ihm 1982 gegründeten Wiener Musik Galerie. „Er gilt als einer der wesentlichen Erneuerer der Musik im Grenzbereich von Jazz und europäischer Avantgarde.“ (www.db.musicaustria.at). Soeben erschienen: „Near Blue“ (CD, ezz-thetics)

Julia Lajta-Novak ist Associate Professor for Anglophone Literature and Mediality am Institut für Anglistik und Amerikanistik der Universität Wien. Sie ist Autorin von „Live Poetry“ (Rodopi 2011) und leitet zurzeit ein fünfjähriges Forschungsprojekt zu „Poetry Off the Page“ (FWF/ERC).

Alexandra Millner ist Literaturwissenschaftlerin, Literaturkritikerin sowie Dramaturgin. Sie lehrt als Privatdozentin am Institut für Germanistik der Universität Wien und leitet am Institut für Sprachkunst der Universität für angewandte Kunst Wien ein Forschungsprojekt zur Dramatik von Albert Drach. Sie ist Obfrau der Internationalen Gesellschaft H. C. Artmann [IGHCA] und der Internationalen Albert Drach Gesellschaft. Rezente Publikationen: Ljurik 12: H. C. Artmann. (Co-Hg., Praesens 2023); Albert Drach: Das Kasperlspiel vom Meister Siebentot. Dramen I / Gottes Tod Ein Unfall. Dramen II (Hg., Zsolnay 2022); Lovecraft, save the world! 100 Jahre H. C. Artmann (Hg., Ritter 2021).

Helmut Neundlinger, Studium der Philosophie und Germanistik, lebt in Wien. Arbeitet als Literaturwissenschaftler, Autor und Musiker. Leiter des Archivs der Zeitgenossen (Universität für Weiterbildung Krems). Jüngste Buchpublikationen: Gespeicherte Gefühle. Über Affekte im Archiv (Hg., gem. mit Fermin Sutter, 2024), „Vorwärts, Genossen, es geht überall zurück“. Karl Wiesinger (1923-1991) (Hg., gem. mit Georg Hofer, 2020).

Nika Pfeifer, Studium der Kommunikations- und Sprachwissenschaften, lebt in Wien und Brüssel. Sie schreibt Lyrik, Prosa und szenische Texte, produziert Radio- und Videoarbeiten. Daneben entwickelt sie – oft in Zusammenarbeit mit anderen Künstler*innen – Ausstellungs- und Performance-Projekte. Preise und Stipendien: u.a. Reinhard-Priessnitz-Preis 2012, zuletzt Aufenthaltsstipendien der Stadt München und des Landes Brandenburg. Zuletzt erschienen: Tucsonics (hochroth 2022), flugschrift # 36 (2021) – www.nika.judithpfeifer.com

Paul Pechmann, lebt in Graz, programmverantwortlicher Lektor des Ritter Verlags (Klagenfurt/Graz/Wien), Mentor beim Drama Forum von uni-T Graz, wissenschaftlicher Mitarbeiter am FWF-Projekt „Transnational Literature: Austria and the Beat Generation“ am Institut für Germanistik an der Universität Wien. – www.ritterbooks.com

Ronald Pohl, lebt in Laab im Walde. Autor und Kulturredakteur der Tageszeitung Der Standard. Zahlreiche literarische Publikationen, sein „Roman einer Rückbildung“ Kind aus Blau (2017) ist der Versuch einer Appropriierung des transitorischen Genies Miles Davis. Zuletzt erschienen, ebenfalls im Ritter Verlag, Der Vaghals (2022) und Der gewendete Handschuh (2024).

Andreas „Andi“ Schreiber, Studium (Violine, Gesang, Komposition) in Graz. Komponist und Jazz-Geiger, lebt in Wien und unterrichtet dort an der Universität für Musik und darstellende Kunst sowie an der Anton-Bruckner-Privatuniversität in Linz. Arbeitet in der Formation „Circle a Due“ im Grenzbereich zwischen Jazz und Neuer Musik. – www.andreas-schreiber.at

Judith Schwarz, hat ihr Studium an der Anton Bruckner Privatuniversität und am JazzCampus der Musik Akademie Basel absolviert und ist als Schlagzeugerin und Komponistin mit ihren Projekten national und international präsent. Zu ihren Bandprojekten zählen chuffDRONE, DUO hofmaninger/schwarz, other:M:other, Little Rosie’s Kindergarten, Beyond the Beat und Schülande Engalig. Als Sidewoman ist sie u.a. in Projekten wie Christian Muthspiel Orjazztra Vienna und Gina Schwarz Pannonica Project, der Burgtheater-Produktion „Mephisto“ sowie der Brut-Produktion „Make it Count“ zu hören. www.judithschwarz.at

Daniel Terkl, ausgebildeter Maschinenbauer, Germanist, Kunsthistoriker und -vermittler, Mitbegründer des Lyrikverlags „hochroth“ Wien. Übersetzungen aus dem Englischen. Daniel Terkl leitete bis vor kurzem das Veranstaltungsprogramm des Wiener Literaturhauses und war davor künstlerischer Leiter des Literaturprogramms der Alten Schmiede in Wien.

 

© Foto: Gui de Angulo

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